Sonntag, 29. November 2015

Vom Innebandy direkt zum Glöggmys

Weihnachtsstimmung zieht in den Wohnungen des Stentorps ein. Die Zimmerfenster sind mit leuchtenden Sternen oder Kerzen ausgestattet und in den Stuben wird fast täglich zu "Glöggmys" geladen. "Mys" ist ein sehr sehr schönes Wort, Google kann es nicht übersetzten, ich will es mindestens versuchen. Zuerst einmal kann es Verb und Nomen zugleich sein, als Adjektiv heisst es dann "mysigt".
Man stellt sich also vor, dass man in einer Wolldecke gehüllt mit einer Gruppe Skigymnasiasten auf einem Sofa sitzt, alle eine Tasse "Glögg", ein schwedisches Weihnachtsgetränk in der Hand sowie Pepparkakor (Pfefferkuchen) und Lussebullar (Zopfteiggebäck mit Safran) auf dem Tisch. Dazu einmal nicht Rammstein, sondern eher sanfte Töne, das ist "Mys". Gemütlich trifft den Nagel noch nicht ganz auf den Kopf, jedoch auch nicht mehr weit davor entfernt.
Alle, die diesem Blog lesen und ein besseres deutsches Wort kennen, sollten doch die Kommentarfunktion für Korrekturen verwenden!

Der IFK Mora OK lud am Samstag zum grossen Jahresfest. Zuerst durften wir aber die Jahresplanung mit dem Elitekomitee durchgehen sowie zur Siljanstrophy antreten. Dieser Wettkampf ist eben kein gewöhnlicher OL, nein. Auf drei Karten wurden gelaufen, zum Beispiel einer Orthofotokarte oder einem Exemplar, das mit 1710 datiert war. Das ganze führte über 13km durch die Siedlungen in Mora. Ehrungen, ein Troubadour, Liveacts aus dem eigenen Club oder Spielwettkämpfe (bei dem ich auf Rang 6 von 75 abschloss), liessen sich nicht mit einer HV der OLG St. Gallen/App. vergleichen. Bis in die Morgenstunden wurde noch fröhlich getanzt und irgendwie fanden auch alle wieder nach Hause.

Am Sonntagabend gab ich mein Comeback im Unihockeyteam. Nach sieben Wochen kein, der nur sehr lockeres, Training war dies eine absolute Katastrophe. Meinen wenigen Fähigkeiten, dem schnellen Laufen zum Beispiel, wurden ganz rabiat Grenzen gesetzt, sodass ich mich im Gewand eines alten, korpulenten Mannes wiederfand, schwer atmend bei jedem Spurt.
 Klar also, dass kein Aufgebot für den Match am Montag eintraf, umso wichtiger der Einsatz wie gewohnt in der "Klack", der Fankurve, wo er entsprechend effektiv war. Kantersieg gegen den Tabellenletzten.

"Die stolzen Langläufer", unsere Ultras
An dieser Stelle erwähne ich etwas, wovor ich mich lange gescheut habe, obwohl es kein Tabuthema ist. Denn dieser Montagabend brachte auch Trauriges mit sich. Der treue Blogleser kennt Anna.
Leider wird das mit Anna nichts festes, so wie ich es mit gewünscht habe. Was dazu führte, kann ich mir auch nicht erklären, es gilt allerdings, nach vorne zu schauen, was ich auch mache und dies gelingt sehr gut. Schliesslich habe ich auch hier die Freunde, mit denen ich über alles sprechen kann und mit denen ich sehr sehr viele unterhaltsame Abende habe.

Am Dienstag mussten wir früh raus, uns wurde Blut abgenommen. Diesmal geht es mit den Resultaten hoffentlich nicht wieder 5 Wochen. Da es sich nicht gelohnt hätte, bis nach Grönklitt zu fahren, trainierten wir kurzerhand mit den Laufschuhen unten in Mora. Aufregend auch nur darum, dass wir uns fast verlaufen und einen Kameraden verloren hätten sowie ein Hermelin antrafen.
Der Abend klang im Tingsnäs aus, Glöggmys und Männergespräche wie gewohnt.

Was uns im Jahrgang irgendwie stolz macht ist, dass wir als ganze Gruppe sehr viel unternehmen. Wie auch heute, denn das Kino in Mora mussten wir endlich einmal unter die Lupe nehmen. Damit war der Tag aber noch nicht beendet, wieder galt es, die Unihockeymannschaft zu pushen. Allerdings waren wir nur zu dritt auf der Tribüne, umso lauter deshalb. Gegen den Gruppenersten war die Partie auf dem Papier schon entschieden, nicht aber nach der ersten Habzeit, da führte "Skidgym" noch 3:1! Das spiel endete nach einer schwachen Schlussphase 4:4, fast hätte es noch zum Sieg gereicht.
Habe ich mir für den Donnerstag noch einen ruhigen Abend vorgenommen, wurde schon wieder zum Glögg geladen, man kann ja nicht nein sagen...
Vielleicht am Freitagabend? Kaum, denn im Tingsnäs wurde, wie könnte es anders sein, Glögg offeriert und anschliessend Fussball in der Turnhalle gespielt.

Nach einem Langlauftraining auf einer miserablen Loipe (der Herbst ist zurück: Wind, Regen und ?8 Grad) duftete es plötzlich angenehm weihnachtlich in unserer Küche. Martin und ich veranstalteten den grossen Backtag. Von schwedischen Lussebullar zu Zimtsternen und Mailänderli, jeder Gast, der heute zu uns kam, konnte sich am Gabentisch bedienen. Natürlich verlief die Fertigstellung dieser Kekse nicht ohne Komplikationen, die Nachbarn mussten uns zweimal mit neuen Eiern beliefern, da Helfer Emil einfach keine Eier trennen konnte...


Fifa auf der Playstation, Glögg und Kekse, so klang der Abend im Stentorp dann aus.

Mir geht es zur Stunde, es ist Sonntagnachmittag, 16:00 und schon stockdunkel, richtig gut. Ich habe diese Woche gemerkt, wie viele gute Freunde ich hier oben schon gefunden habe und wie wertvoll es ist, sich offen in ein solches Abenteuer zu stürzen. Ich kann offen auf Menschen zugehen und mit ihnen endlich auch so sprechen, dass nicht nach dem ersten Satz klar ist, dass ich Ausländer bin. Dies wird belohnt und es macht mir Freude, in diesem Umfeld hier meine Zeit zu verbringen.

Die letzten 100 Tage bis zum Wasalauf sind angebrochen, Gruss aus Mora!



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