Mittwoch, 20. Januar 2016

Klirrende Kälte

Die Schule läuft wieder gewohnt, der Schnee hat Mora im Griff, die komplette Wasalaufsloipe ist gespurt und der Kälterekord Dalarnas der letzten Woche liegt unter -30 Grad Celsius, das die Schlagzeilen der vergangenen Woche.

Es wird heller. Nicht spürbar, aber auf dem Papier zumindest. Ausser dem Schnee, der wenigstens in der Nacht der Dunkelheit den Kampf ansagt, hält sich die Sonne nicht so viel länger über dem Horizont. Wenn sie dann aber scheint, und das ist im Moment sehr oft der Fall, verwandelt sie die Gegend zu einem Winterparadies. Etwas ungewohnt bleibt, dass die Sonne nie von oben scheint, sondern von der Seite.

Die Bilder einen Schritt vor der Haustüre geschossen.


Am Montag und Dienstag schneite es kräftig weiter. Die gepflügten Schneeberge türmten sich immer mehr und leider genau auch auf der Idealroute vom Haus zur Schule. Somit hiess es "ab an die Schaufel", ein schluchtartiger Weg wurde freigelegt und auch rege genutzt. Doch aus Schnee haben wir mehr gemacht. Am Donnerstag wurde mit der Erstellung eines Schneesofas, einer Sprungschanze und einer Feuerstelle begonnen. Diese wird später im Artikel noch zentral.
Zunächst stand am Mittwoch ein erstes Ski-OL-Training im heimischen Hemus-Stadion an. Das Skigymi hat während der Wintersaison extra einen Scooterfahrer engagiert, dessen Aufgabe einzig das präparieren eines Spurnetzes ist. Wir bekommen diesen Herren nie zu Gesicht. Es gab aber noch mehr Neuerungen im team, da gleich zwei Trainer im Vaterschauftsurlaub weilen, der eine gleich ein halbes Jahr (Ja, in Schweden geht das...).

Das Aufstehen am Freitag dann eher ungemütlich. -28,6 Grad Celsius draussen. Das Jogging ersetzte ich zugleich durch eine Einheit auf dem Rudergerät. Solche Temperaturen haben sich die ganze Woche gehalten und ich musste Schmunzeln, als gestern Montag auf 20 Minuten Schlagzeilen über die SBB geschrieben wurde, die bei -12 Grad versagte.

Was ändert sich bei solchen Temperaturen?

  • Schule nur noch mit langen Unterhosen
  • Marschtempo zur Schule verdoppeln
  • ab -20 Grad keine Intervalleinheiten mehr
  • Trainings mit Kältemasken (die die Atemluft erwärmen, um die Luftröhre nicht unnötigen Strapazen auszusetzen).
  • Snapchats Thermometer gibt auf
  • Zimmertemperatur mit einem zusätzlichen Wärmestab sicherstellen
  • Die Priorität eines Kaufs von Windstopperunterhosen...
"Gad-eso-guet-Temperaturen"
Ansonsten herrscht auch wie in der Vorweihnachtszeit weiterhin reger Betrieb an den Abenden, wobei man sich schon des öfteren überlegen muss, ob wann immer und überall dabei sein muss. Man ist im Norden einfach mehr auf soziale Interaktion angewiesen, um die Dunkelheit zu überwinden. Pokerabende, Hallenfussball oder eine grosse Schneeballschlacht mit Tiefschneefussball sind nach wie vor einfach unersetzbar und tragen zu einer einzigartig guten Stimmung bei. 
Obwohl sich die Schule nicht veränderte, ist es wieder schön und oft auch lustig, wieder dabei zu sein. Bald steht auch der Programmwechsel von Kunst zu "Technik" an. 

Mathelektionen sind bedingt durch das aktuelle Thema (Phytagorassatz und Ähnlichkeit) ein Kinderspiel und vorallem ruhige Stunden im restlichen Schulalltag. Zudem bekamen wir einen neuen Lehrer, da der andere urplötzlich kündigte. Ein geschätzt 70 Jahre alter, ehemaliger Lehrer kam zurück. Ein uraltes "Mannli", wie man auf Schweizerdeutsch sagen würde.
Jonny und August sind mit ihren Leistungen auch immer stabiler, sodass mehr Zeit für andere Dinge bleibt, zum Beispiel "Achtung die Kurve", ein im September erwähntes Spiel, jedoch in Wirklichkeit.
Den Sieg gegen mich feierte er sogleich mit einer Snapchatstory:
"Achtung die Kurve mit Sussie (ich), ich gewann"
Der Spitzname "Sussie" gab mir ebenfalls August, da er die Aufschrift "Suisse" auf meiner Daunenjacke nicht richtig verstand.

Wir wären beim Wochenende. Ski-OL-Wettkämpfe in Rättvik, 20 Autominuten dem Siljansufer entlang. Wettkämpfe für uns Junioren werden eigentlich bei -17 Grad Celsius eingestellt. Das Thermometer zeigte am Morgen stabile -25 Grad an. Das kann heiter werden. Der IFK blies einen gemeinsamen Transport schon mal ab, sie nahmennicht an, dass da was ausgerichtet wird. Glücklicherweise fand sich noch ein Platz im Auto von Viertklässler Oskar. Im WKZ begann ein Warten, man verschob den Start immer wieder, hoffnungsvoll wärmere Temperaturen erwartend. Plötzlich stand der Laufleiter im Raum:" Wir fanden eine genug warme Stelle im Laufgelände, der Lauf findet statt". 
Okay.
Es lief nicht gut für mich in diesem Sprintwettkampf. Ich fror an diversen Stellen und es bleibt keine Konzentration für das Kartenlesen übrig. 
Schnell wieder nach Hause und auf ein kurzes Auslaufen, bevor ich mit Emmy zusammen wieder einmal eine Rösti kochte. 

Der nächste Tag verlief friedlicher, obwohl die Bahn über 12km Luftlinie führte. Warm eingepackt erlief ich mir den zufriedenstellenden dritten Rang mit einer Laufzeit von 1h 34 Minuten.
Karten gibt es an dieser Stelle leider keine, mein Handy lässt solche Fotos wegen eines nicht funktionierender Fokusfunktion nicht mehr zu.
Der Tag klang wie schon oft im Bahnhofskiosk mit Pizza aus.

Nun läuft die Schulwoche wieder und auch das Restaurant El Grano nahm wieder seinen Betrieb auf.

Richtig gelesen, ein Restaurant. Die Geschäftsidee mit dem Verkauf von Mahlzeiten an faule Mitschüler funktioniert blendend. Allerdings mussten wir feststellen, dass Tacos höher im Kurs als Käsefondue ist. 
Den offiziellen Facebookauftritt mit Fotos findet ihr hier.

Am Freitag fliege ich zusammen mit einem Klubkollegen nach Luleå an zwei Wettkämpfe im Rahem des nordischen Juniorlandeskampf. EIne Reise in den hohen Norden, wie wieder superkalt und dunkel wird. Ahoi!








Montag, 11. Januar 2016

Endlich kam der Schnee. Und die Skis auch...

Lange blieb es nun still auf diesem Blog, ich gönnte mir die drei Wochen Weihnachtsferien in der Schweiz. Deshalb folgt auch erst jetzt der erste Eintrag des Jahres. Wie gewohnt lasse ich eine detaillierte Dokumentation über die Zeit in der Schweiz aus, ich habe das gemacht, was ich auch sonst machen würde. Ich weilte über Neujahr im Trainingslager des Schweizer Ski-OL-Juniorenkaders im Engadin. Auch dort, hoch oben in den Alpen zeigte sich dasselbe triste Bild wie auch in Mora. Es war schon gut, noch in´s Norrland zu reisen, da auch in Mora wieder zweistellige temperaturen an die Macht kamen.
Im Norrland steigen wir auch wieder ein, denn diesen Kurztrip bestritt ich ja auch noch vor Weihnachten.
Irgendwann an diesem Freitag erreichten wir das Skigebiet Storklinten, gut 70km vom Polarkreis entfernt, natürlich im dunkeln. Die Fahrt setzte mir kräftig zu. Auch wenn ich während der Fahrt oft schlafen konnte, war ich nach 10 Stunden im Kleinbus total kaputt.
Dementsprechend verliefen auch die Wettkämpfe; zumindest der Erste. Das Laufgebiet war vor allem physisch extrem fordernd, da das Gelände sehr steil war. Ich habe es aber trotzdem noch fertiggebracht, Fehler zu machen, sodass ich mich in der Rangliste nicht allzu weit vorne fand. Dafür war das ganze landschaftlich einfach nur fantastisch. Gegen 10 Uhr ging die Sonne auf und dieses Licht erhellte die weissen Bäume rot-gold. Man schätzt die Sonne umso mehr, je nördlicher man kommt, denn kurz nach 13:00 verschwand sie auch schon wieder.


Am zweiten Tag konnte ich mich wieder rehabilitieren, sodass ich an der Siegerehrung völlig überraschend als sechster nach vorne gerufen wurde. Als wir dann im Auto sassen, begann es auch schon zu regnen und der Winterzauber verschwand wieder mit uns zusammen. Von meiner Reise nach Hause berichte ich jetzt bewusst nicht mehr, habe ich ja schon im Voraus gemacht. Eines bleibt zu erzählen, damit die folgende Story einen anderen Charakter bekommt. Meine Skis blieben beim Umsteigen in Stockholm zurück; Sprengstoffverdacht. Der Skisack wurde dann mehrmals geröngt, somit verpassten sie den Weiterflug nach Kopenhagen. Glück also, dass in der Schweiz noch kein Schnee lag, denn erst zwei Tage danach kamen sie in Herrgottsfrühe an die Haustüre.
Nun bleibt mir aber noch, von der Reise zurück zu berichten. Wer den Bericht dieser Odyssee noch nicht auf Facebook las, findet ihn hier nochmals:

6:15: Wecker
7:42: Durch den Stau aus dem Appenzellerland reicht es gerade noch auf den Interregio zum Flughafen Zürich
9:00: Interview mit dem Swiss Orienteering Magazine
9:50: Entspannt am Gate angekommen, Abflug um zehn Minuten verschoben. Kein grund zur Sorge, wir haben ja Zeit…
10:20: Boarding in den SAS Airbus A320, der mich erstmal nach Kopenhagen bringen sollte.
10:50: Der Pilot meldet, dass er beim Outside-Check (Kontrollgang um die Maschine) Auffälligkeiten am linken Triebwerk feststellte und einen Mechaniker auf die Parkposition beorderte.
11:30: Es wird geschraubt und gemacht, mittlerweile sind wir um mehr als eine Stunde verspätet.
11:56: Wir verlassen das Gate A66 in Zürich!
13:50: Landung in Kopenhagen, automatische Umbuchung auf einen Flug, der um 16:10 starten soll.
14:50: Nach Erhalt des neuen Boardingpass könnte vielleicht ein lokales Carlsberg die Stimmung erheitern?
16:20: Wir verlassen Kopenhagen, sogar auf einem Platz mit viel Beinfreiheit am Notausgang!
17:26: Planmässige Landung am Flughafen Arlanda
18:20: Noch immer ist mein Skisack nicht auf dem Band erschienen, schnell kann die Dame am Schalter sagen:“ Jaja, die Ware ist noch in Dänemark, sie kommt in zwei Stunden“
18:35: Bravo, in 10 Minuten geht der letzte Zug nach Mora, ich lasse mir die Skis nachliefern, die mich wohl nicht vor Montag erreichen werden
18:38: Spürt sich die SJ, die Schwedische Bahn noch? 100 Schweizer Franken für eine Fahrt mit zweimal Umsteigen? Die beiden heutigen Bahnreisen kosten mittlerweile so viel wie der Flug selbst.
19:13: Verfassung dieser Tirade im Intercity nach Gävle. Eine Stadt, deren Name gewisse Ähnlichkeiten mit dem Wort „Jävle/Jävla“ aufweist (Jävla = Fluchwort, „Verdammt").
23:23: Voraussichtliche Ankunft in Mora.
Die Moral aus der Geschichte als Lehre für die Zukunft:
-Die Wahrscheinlichkeit, dass der Flughafen Kopenhagen oder SAS Skis transportieren kann, ist beschränkt. Auf 2 von 2 SAS-Reisen via Kopenhagen kam mein Skisack nicht rechtzeitig an der Destination an.
-SAS bucht automatisch um, was dann wieder für meine Lieblingsfluggesellschaft spricht, die mir heute Paradoxerweise auch noch den Vielfliegerstatus ausstellte. 
-SBB und SJ spielen auf der selben Preisklasse mit ihren Bahntickets

Ein schöner Aspekt dieses Tages gibt es trotzdem noch zu erwähnen:
Da meine Skis nun erst am Sonntagabend eintrafen, versuchte ich via die Skigymi-Gruppe auf Facebook, der ungefähr 150 Personen angehören, Ersatzmaterial aufzutreiben. Innert Stunden erhielt ich so viele Angebote, dass ich wohl einen ganzen Wachstruck mit Material hätte füllen können.
Das ist eben Skigymi!

Jetzt sitzen ich aber wieder mit meinen Kunstfreunden auf dem Korridor. am vergangenen Wochenende stand ich aber wieder viel auf den Skiern. Der Winter ist in Mora, wer ihn sucht. Minus 20 Grad und schöner feiner Pulverschnee sowie herrlicher Verhältnisse machten es zu einem grossen Spass, endlich wieder zurück zu sein.