Weihnachten ist
stressig geworden. Eine bekannte, alljährlich wiederkehrende Erscheinung. In
Schweden ist das noch nicht so schlimm. Klar, auch hier rennt man den letzten
Geschenken noch hinterher, wobei man noch mit dem Hindernis konfrontiert wird,
dass die Geschäfte schon sehr früh schliessen. Supermärkte ausgenommen,
liberales Arbeitsgesetz, denn diese sind von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr
abends offen, auch Sonntags.
Schlustress
entfällt im Schwerpunkt Kunst. Meine Freunde hetzen den Prüfungsterminen nach,
während ich noch eine Arbeit einzureichen habe. Mit ”Mys” kann aber alles ein
bisschen kompensiert werden.
Dieses Jahr haben
die Weihnachtszeiten in der Schweiz und in Mora eine Gemeinsamkeit: sie sind
beide aper. Um sich trotzdem optimal vorzubereiten, konnten wir auf Grönklitt
zurückgreifen. Eine Kunstschneerunde bringt für den Ski-OL aber herzlich wenig.
Wie angekündigt
ging es deshalb in´s norwegische Sjusjoen. Eine Hüttenstadt am Fjäll. Hier wird
anders Ferien gemacht. Hotelkomplexe gibt es nicht, es können einzig
Ferienhäuser gemietet werden und davon gibt es tausende. Über mehrere Hänge und
Hügelzüge erstrecken sich im Wald die kleinen Häuschen bishin zu grösseren
Blockhäusern. Zentrum der Anlage ist ein gefrorener See. Irgendwo am Rande in
einem steilen Hang stand unsere Blockhütte für sechs junge Herren. Wie diese
nach fünf Tagen aussah, dokumentiere ich nicht mit Fotos, sodern mit einem
Kommentar eines Bewohners. Dieser wurde abgegeben, als wir Besuch der Damen
erwarteten und alles noch ein bisschen schmutziger machten:” hey, wir mussten
fast nichts verändern und es sieht so grausam aus!”
Die
Hauptbeschäftigung nebst dem Training waren die Diskussionen, wer Abwaschen
muss sowie die langen Fussballspiele auf der mitgebrachten Playstation.
Wenn es nach 8:00 zu dämmern beginnt |
35km-Tour im "Hedmarksvidda" |
Ferienhäuser im Wald |
Blick über den See, Ferienhäuser bis an den Horizont |
Ebenfalls
bestritten wir die ersten Wettkämfe der Saison. Da meine Physis noch immer
nicht auf der Höhe war, machte ich mir nicht allzu grosse Hoffnungen. Trotzdem
gelangen mir sehr zufriedenstellende Läufe im dichten und pickelharten
Spurnetz. Die Bedingungen mit dem Schnee waren nicht rosig. An vielen Orten
kamen Steine an´s Tageslicht, an anderen Orten nur blankes Eis. Diese fügten
mir dann noch fast eine neue Mittelrille in einen Trainingsski ein, der
Ski-OL-Läufer weiss, wie toll das ist.
So vergingen also
die Trainingstage in Norwegen, eine 35km-Tour auf dem Fjäll als Höhepunkt.
Mit der Heimreise
begann dann auch meine grosse Weihnachtstour in Kleinbussen und Flugzeugen.
Mehr als 1300 Strassenkilometer werden es bis zur Ankunft in St. Gallen sein.
Doch bevor es in
den Norden ging, stand eines der Highligts des Jahresprogramms im Kalender
jedes Skigymnasiasten an. Die ”Julåttan”, übersetzt die ”Weihnachts-acht”.
Worum geht es? Man trifft sich in der kleinen Sauna, presst diese mit Menschen
beider Geschlechter bis oben voll und rennt dann gemeinsam nackt (den Frauen
ist ein Kleidungsstück gestattet) die Rennstrecke in der Form einer Acht um die
beiden Häuser der Stentorpsgatan. Man wärmt sich wieder auf und läuft die
Strecke so oft man will. Dazu gibt es noch die lange Strecke hoch zur
Tankstelle. Es rennen dann also 40 Schüler, mehrheitlich ohne Kleider,
angeführt mit einem Pyro, zur Tanke, zwei sogar in den Shop, was von den
Angestellten mit Lachen quittiert wurde. Eine klassische Skigymi-Aktion, TREKig!
Somit geht mein erstes Semester in Schweden zu Ende. Gefeiert wurde dies mit der Kunstklasse zuhause beim Klassenlehrer mit einem "julfika", einem Weihnachts-z´Vieri.
Was es aber vor Weihnachten noch zu erwähnen gibt, ist die Eröffnung des Restaurants "ElGrano".
Angedeutet schon im letzten Blogeintrag, begannen Martin und ich, Essen an hungrige Mitschüler zu verkaufen. Am ersten offiziellen Betriebstag konnten wir schon sieben Kunden zufrieden und satt nähren, über den Gweinn sprechen wir nicht. Man kann nur sagen, dass es sich wirklich lohnt. Ein Link zu unserer offiziellen Facebookseite findet ihr hier.
Nun sitze ich im
Minibus. Dies schon eine ganze Weile. Gestern Abend verliessen wir Mora,
übernachteten in Sundsvall und sind nun irgendwo vor Skellefteå, die vielen
Ortschaften mit der Endung –eå deuten auf den Norden Schwedens hin, den wir
gegen Abend erreichen sollten. Endlich etwas mehr Schnee, dafür weniger
Tageslicht. Viel weniger. Ich weiss nicht, wie viele Stunden ich jetzt schon in
der hintersten Reihe eines solchen Busses sitze, am Schluss werden es 830km
gewesen sein. Wegen den prekären Strassenverhältnissen geht es auch nicht allzu
rasch vorwärts. In Boden, unserer Enddestination, stehen die ersten nationalen
Wettkämpfe an, bevor es endlich nach Hause geht. Mittlerweilen freue ich mich
wirklich darauf, wieder einmal die Schweiz zu sehen.