Sonntag, 20. Dezember 2015

Weihnachtsreise

Weihnachten ist stressig geworden. Eine bekannte, alljährlich wiederkehrende Erscheinung. In Schweden ist das noch nicht so schlimm. Klar, auch hier rennt man den letzten Geschenken noch hinterher, wobei man noch mit dem Hindernis konfrontiert wird, dass die Geschäfte schon sehr früh schliessen. Supermärkte ausgenommen, liberales Arbeitsgesetz, denn diese sind von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends offen, auch Sonntags.
Schlustress entfällt im Schwerpunkt Kunst. Meine Freunde hetzen den Prüfungsterminen nach, während ich noch eine Arbeit einzureichen habe. Mit ”Mys” kann aber alles ein bisschen kompensiert werden.
Dieses Jahr haben die Weihnachtszeiten in der Schweiz und in Mora eine Gemeinsamkeit: sie sind beide aper. Um sich trotzdem optimal vorzubereiten, konnten wir auf Grönklitt zurückgreifen. Eine Kunstschneerunde bringt für den Ski-OL aber herzlich wenig.

Wie angekündigt ging es deshalb in´s norwegische Sjusjoen. Eine Hüttenstadt am Fjäll. Hier wird anders Ferien gemacht. Hotelkomplexe gibt es nicht, es können einzig Ferienhäuser gemietet werden und davon gibt es tausende. Über mehrere Hänge und Hügelzüge erstrecken sich im Wald die kleinen Häuschen bishin zu grösseren Blockhäusern. Zentrum der Anlage ist ein gefrorener See. Irgendwo am Rande in einem steilen Hang stand unsere Blockhütte für sechs junge Herren. Wie diese nach fünf Tagen aussah, dokumentiere ich nicht mit Fotos, sodern mit einem Kommentar eines Bewohners. Dieser wurde abgegeben, als wir Besuch der Damen erwarteten und alles noch ein bisschen schmutziger machten:” hey, wir mussten fast nichts verändern und es sieht so grausam aus!”
Die Hauptbeschäftigung nebst dem Training waren die Diskussionen, wer Abwaschen muss sowie die langen Fussballspiele auf der mitgebrachten Playstation.
Wenn es nach 8:00 zu dämmern beginnt

35km-Tour im "Hedmarksvidda"

Ferienhäuser im Wald

Blick über den See, Ferienhäuser bis an den Horizont


Ebenfalls bestritten wir die ersten Wettkämfe der Saison. Da meine Physis noch immer nicht auf der Höhe war, machte ich mir nicht allzu grosse Hoffnungen. Trotzdem gelangen mir sehr zufriedenstellende Läufe im dichten und pickelharten Spurnetz. Die Bedingungen mit dem Schnee waren nicht rosig. An vielen Orten kamen Steine an´s Tageslicht, an anderen Orten nur blankes Eis. Diese fügten mir dann noch fast eine neue Mittelrille in einen Trainingsski ein, der Ski-OL-Läufer weiss, wie toll das ist.
So vergingen also die Trainingstage in Norwegen, eine 35km-Tour auf dem Fjäll als Höhepunkt.
Mit der Heimreise begann dann auch meine grosse Weihnachtstour in Kleinbussen und Flugzeugen. Mehr als 1300 Strassenkilometer werden es bis zur Ankunft in St. Gallen sein.
Doch bevor es in den Norden ging, stand eines der Highligts des Jahresprogramms im Kalender jedes Skigymnasiasten an. Die ”Julåttan”, übersetzt die ”Weihnachts-acht”. Worum geht es? Man trifft sich in der kleinen Sauna, presst diese mit Menschen beider Geschlechter bis oben voll und rennt dann gemeinsam nackt (den Frauen ist ein Kleidungsstück gestattet) die Rennstrecke in der Form einer Acht um die beiden Häuser der Stentorpsgatan. Man wärmt sich wieder auf und läuft die Strecke so oft man will. Dazu gibt es noch die lange Strecke hoch zur Tankstelle. Es rennen dann also 40 Schüler, mehrheitlich ohne Kleider, angeführt mit einem Pyro, zur Tanke, zwei sogar in den Shop, was von den Angestellten mit Lachen quittiert wurde. Eine klassische Skigymi-Aktion, TREKig!
Somit geht mein erstes Semester in Schweden zu Ende. Gefeiert wurde dies mit der Kunstklasse zuhause beim Klassenlehrer mit einem "julfika", einem Weihnachts-z´Vieri. 

Was es aber vor Weihnachten noch zu erwähnen gibt, ist die Eröffnung des Restaurants "ElGrano".
Angedeutet schon im letzten Blogeintrag, begannen Martin und ich, Essen an hungrige Mitschüler zu verkaufen. Am ersten offiziellen Betriebstag konnten wir schon sieben Kunden zufrieden und satt nähren, über den Gweinn sprechen wir nicht. Man kann nur sagen, dass es sich wirklich lohnt. Ein Link zu unserer offiziellen Facebookseite findet ihr hier.


Nun sitze ich im Minibus. Dies schon eine ganze Weile. Gestern Abend verliessen wir Mora, übernachteten in Sundsvall und sind nun irgendwo vor Skellefteå, die vielen Ortschaften mit der Endung –eå deuten auf den Norden Schwedens hin, den wir gegen Abend erreichen sollten. Endlich etwas mehr Schnee, dafür weniger Tageslicht. Viel weniger. Ich weiss nicht, wie viele Stunden ich jetzt schon in der hintersten Reihe eines solchen Busses sitze, am Schluss werden es 830km gewesen sein. Wegen den prekären Strassenverhältnissen geht es auch nicht allzu rasch vorwärts. In Boden, unserer Enddestination, stehen die ersten nationalen Wettkämpfe an, bevor es endlich nach Hause geht. Mittlerweilen freue ich mich wirklich darauf, wieder einmal die Schweiz zu sehen.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Schnitzel-Tirsdag und Taco-Torsdag

Wo bleibt der Schnee. Das ist die ungeklärte Frage in Mora zur Zeit. Er lässt auf sich warten und die Kunstschneespur sowie die Gemüter der Langläufer leidet ebenfalls unter den milden Temperaturen.
Wenn es einmal kalt ist, dann ist es sternenklar, wenn der Niederschlag kommt, kommt auch die milde Luft. Am vergangenen Freitag regnete es den ganzen Tag, die Strassen mit Wasser gefüllt. In der Nacht gefror dann dieses Wasser und man kann sich die Strassenverhältnisse schnell ausrechnen. Jedoch erwartete uns keine glatte Eisbahn, nein, Schneereste gaben dem ganzen Mosaik ein unberechenbares Muster, sodass das Jogging ziemlich anstrengend wurde und schnellstmöglich ein Waldweg aufgesucht werden musste.

Aus der Woche davor gibt es kein Abenteuer, dass ich nicht schon einmal beschrieben hätte. Training, Schule, Haushalten, Spass haben, so die ganz normale Woche eben wie sie sein darf. 
Jedoch verreisten die meisten Schüler am Donnerstag schon nach Idre für den schwedischen Junioren-Cup. So kam es, dass wir im Training am Freitag noch vier Athleten waren, am Abend zum gemütlichen Weihnachtsshopping zogen wir zu dritt los.
Mit zwei Frauen auf Geschnekejagd kann ganz schön anstrengend werden, weshalb wir die "Kaffestuga", die Kaffeehütte zum Schluss aufsuchten, nachdem wir gefühlte alle Läden der Hauptgasse abgeklappert hatten.
Heisse Schokolade mit viel Sahne (siehe rechts der Tasse)...

So stand also wieder ein sturmfreies Wochenende angeflogen, nun konnte ich es aber gut gebrauchen, es gab viel zu tun, auch mit Schularbeiten. Dann macht man es sich gerade mit einem Film und Popcorn gemütlich, wird die Samstagabend-Idylle durch einen Anruf gestört. Ich solle sofort in den Keller des Hauses der ältesten Schüler kommen, es steige ein Fest! Gesagt getan, ein gemütlicher Abend mit vielen ehemaligen Schülern, die ich erst aus meinen Youtube-Recherchen vor dem Antritt dieses Jahres kannte. 
Die Nacht war lang, das Frühstück und das Mittagessen legte ich gleich zusammen.

Ab Freitag wird es sehr schnell gehen und Mora werde ich in diesem Jahr nicht mehr oft sehen.
Wir fahren nach Sjusjoen, ein Skiort bei Lillehammer in Norwegen. Am Mittwoch zurück nach Mora, am Donnerstag weiter nach Sundsvall. Dies ist aber nur ein Zwischenstopp auf der Reise in den hohen Norden Schwedens, knapp unter den Polarkreis nach Boden, wo zwei Wettkämpfe anstehen. Von dort geht es zu meinem Mitbewohner nach Piteå, wo ich eine Nacht verbringe, bis ich am Montag via Luleå, Stockholm und Kopenhagen in die Schweiz reise. Trotzdem freue ich mich auf diese Odyssee, das Reisen mit einer tollen Gruppe sowie das Fliegen liegen mir bekanntlich.

Noch kurz zum Titel. Neben den Tacos setzt sich der Fitnessteller als Mahlzeit bei uns durch. Schnitzel, Pommes-Frites und Salat, normalerweise am Dienstag. Donnerstag bleibt Taco-Tag, gerade hat Martins Vater wieder eine grosse Ladung Fleisch vorbeigebracht. So kann die Bedeutung des Titels schnell hergeleitet werden. Wir verkaufen diesen Teller jeweils auch an jene, die vergessen haben, einzukaufen oder einfach zu faul sind, natürlich mit saftiger Marge...
Ein Foto dieses köstlichen Gerichts gibt es zum Schluss, dazu wünsche ich euch Lesern eine besinnliche Adventszeit!