Dienstag, 17. November 2015

Der Rückblick nach 95 Tagen

Im August habe ich die Schweiz mit dem Reiseziel Schweden verlassen.
Eine Reise in´s Ungewisse? Vielleicht. Ein mutiger Schritt: auf jeden Fall. In diesem Artikel blicken wir auf meinen Anfang in Mora zurück und blättern nochmals durch das virtuelle Buch von positiven wie auch negativen Erfahrungen, die ich bislang machen durfte. Gedanken aus einer Zugfahrt durch den tristen Schwedischen Herbst und dem ersten Schneefall in Mora.

Beginnen wir mit der wichtigsten Aussage: ich bereue diesen Schritt auf keineswegs, nein, ganz im Gegenteil, ich glaube, mit dem Umzug nach Mittelschweden alles richtig gemacht zu haben. Klar, es gibt eigentlich viele Punkte, die gegen einen solchen Schritt argumentieren. Ich verliess ein funktionierendes Umfeld mit guten Freunden, einen guten Ausbildungsweg sowie meine Familie. Trotzdem fiel mir dieser Entscheid nie schwer, da ein lang ersehnter Traum überwiegen konnte. Ich bekam die Gelegenheit, soviel Sport wie möglich zu machen, neue, absolut geniale Freundschaften und Kontakte zu knüpfen, eine neue Sprache zu lernen und in einer neuen Kultur zu leben. In der Schweiz habe ich mir dieses neue Leben oft ausgemalt, mir viele Hoffnungen gemacht und neue Chancen gesehen. Diese Chancen habe ich bekommen und diese Hoffnungen und die farbigen Bilder wurden Wirklichkeit.

Unser Steg im Herbstlicht
Meine Ankunft wurde mir von allen Seiten so leicht wie möglich gemacht. Die Trainer kümmerten sich von Anfang an um mich und regelten die Dinge mit Schule und haben es sicherlich auch geschafft, dass ich sie als Vertrauenspersonen ansehe. Allen voran mein zuständiger Coach Kalle. Dazu kommen auch die ganzen Anspruchspersonen im IFK Mora, in welchem ich ebenfalls schnell aufgenommen wurde. An dieser Stelle gilt es auch Simon zu erwähnen, dem anderen Schweizer im Verein, der mir diverse Dinge wesentlich vereinfachte, durch ihn konnte ich auch mein Gepäck beim eigentlichen Umzug im August halbieren.
Es gäbe an dieser Stelle so viele weitere Namen, die mir dieses Erlebnis zu dem gemacht haben, was es ist, alle zu erwähnen, wäre eine sehr lange Geschichte.

Abschliessend will ich erwähnen, dass aber alle meine Mitschüler die wichtigsten Perosnen waren. Es begann bei Small-Talks im Training mit den Gleichaltrigen und und endete bei den ältesten Schülern, die sich doch die Mühe machten, mich in die Gruppe einzugliedern, was ich nicht selbstverständlich finde. Klar, ich war eine offene Person und kann auf Leute zugehen, hier kam man aber vor allem auf mich zu. Man kam auf den Fremden zu, den Schweizer, der jetzt schon als Schwede behandelt wird.
Aus meiner Sicht ist dies der Grund, warum ich mich hier am Mora Skidgymnasium so geborgen fühle.
Okay doch, Anna, Emmy, Elin und Axel dürfen speziell hervorgehoben werden, habe ich in diesen jungen Menschen beste Freunde gefunden, die mich von Anfang an oft zum Lachen gebracht haben oder für mich da waren, als mein erstes Heimweh aufkam.

Mit der Zeit kam es immer besser mit der Sprache, was für viele meiner Klassenkameraden bedeutete, dass sie nicht mehr Englisch mit mir sprechen mussten. Vielen war es nämlich unangenehm, vor anderen Schweden Englisch zu sprechen, was dazu führte, dass die Konversation nicht gesucht wurde. Somit war dieses Problem auch gelöst. Mittlerweile geht die Sprache ziemlich fliessend, nur mit den Zeitformen hapert es noch, ich kann mich aber problemlos unterhalten. Weitere Aspekte der Kultur, die unterschiedlicher ist als man zunächst denkt, wurden mir laufend aufgezeigt, vor allem gewisse Sitten im Umgang mit menschen waren für mich neu, allen voran der „Jantelagen“ dessen Inhalt etwa so viel wie:“ich bin nicht besser wie du, du bist aber auch nicht besser als ich“ bedeutet.

Dieser Rückblick fällt alles in allem also nur positiv aus, ich geniesse jeden Tag hier, mein Leben hier ist ein absolutes Privileg, dass ich sehr zu schätzen weiss. So viele tolle, hilfsbereite, lustige und offene Menschen an einem wunderschönen Ort in einem wunderschönen Land, das sind die beiden Faktoren in dieser Formel für meine Zeit hier. Ganz nach dem Lied des Deutschen Interpreten Axel Bosse: „Schönste Zeit“.

Nebst den sozialen Aspekten, die ich bislang vor allem erwähnt habe, gab mir dieses Schweden noch mehr. Ich fand immer mehr zur Ruhe, ich konnte so viele negative Dinge in der Schweiz zurücklassen und Positives mitnehmen. Die Ruhe in der Natur, diese Weitläufigkeit, die Wildnis, die haben mich in ihren Bann gezogen. Ich brauche im Moment keine hektische Stadt, Mora passt einfach. Etwas, was der Schweiz allgemein fehlt, wie sollte ich auch auf eine Biketour gehen und während dieser Zeit keiner Menschenseele und nur einer handvoll begegnen?

Es gäbe eigentlich so viele Dinge dazu zu erwähnen, das virtuelle Buch am Anfang dieses Posts ist wohl umfasender als so mache Enzyklopädie, etwas zusammengefasst in diesem Blog, nicht nur in diesem Artikel. Wenn du also wirklich alles wissen möchtest, dann kannst du mit dem Lesen ja nochmals beginnen, vorausgesetzt das gestresste Arbeits- oder Schulleben raubt dir nicht die kostbare Zeit, wie es des öfteren bei mir der Fall war und unter anderem ein Grund gewesen ist, hierher zu ziehen. Trotzdem glaube ich, dass ihr nach dem Lesen nur dieses Artikels wisst, wie gut es mir eigentlich gerade geht, dass ich, wie es Hermann Schönbächler, die Schweizer Kultfigur sagen würde "meiner Bestimmung zugeführt werden konnte". 

Mit diesem wunderbaren Zitat schliessen wir diesen Artikel, ihr könnt euch sicher sein, dass ich weiterhin regelmässig schreiben werde, da mich so viele tolle Feedbacks erreichen und auch die Aufrufsstatistiken unerwartet hoch liegen, es ist mir eine Freude, weiter zu machen. Weitergehen soll es auch im gleichen Stil für mich hier in Mora, auf einen schneereichen und erlebnisreichen Winter!

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