Mittwoch, 16. September 2015

18 absolut geniale Bike-Kilometer, einen Monat Mora

Das Wochenende in der Einsamkeit der Provinz in Mora war geschafft. Ausschlafen, ausgiebig frühstücken, trainieren, kochen, Schwedisch lernen, Filme schauen, wieder kochen, putzen und schlafen.
Eigentlich tat mir das gerade mal gut, das Gefühl der absoluten Ruhe. Niemand verlangte etwas von mir, ich konnte genau das tun, wonach ich Lust hatte und regte damit niemanden auf, passt doch!
Obwohl das Wetter nicht sonderlich prickelnd war, zog ich für zwei lange Ausdauereinheiten, auf dem Bike und auf den Rollskiern, nach draussen. Die Schuld, dass ich bei der Biketour am Sonntag die Zeit völlig vergass und viel zu lange unterwegs war, schiebe ich der märchenhaften Landschaft zu. Die lange Rückfahrt auf der Europastrasse dann schon fast etwas qualvoll, unter anderem auch, weil das Feeling durch die überholenden Trucks zunichte war.

18km mit dem Bike auf solchen Spuren, absolut genial!
Am Montag trafen wir die beiden Stundenplan-Frauen wieder. Ich darf nun endlich die Matheklasse überspringen, bin vom Englisch freigestellt und besuche Französisch definitiv. Ebenfalls strichen sie mir einen ganzen Morgen, den ich zum Training nutzen sollte. Dass ich noch mehr Training bekam, habe ich mir selbst eingebrockt. Als ich den Damen erzählte, dass ich zur Junioren-WM fahren möchte, bekamen sie grosse Augen und dachten, dass sie diesen Athleten nun noch mehr fördern sollten. Mit Trainer Kalle finde ich sicher auch noch eine sinnvolle Lösung.
Diese Stundenplan-Anpassungen ergeben nun eine gesamte Präsenzzeit in der Schule von, Achtung, schnallt euch gut an, 11h 25min/Woche.
Kein Kommentar meinerseits dazu ;-)

Mit einem 2h-Longjogg im Wald starteten wir den Dienstag. Während des Laufens sprach ich mit Robin, dem Trainer. Er fragte mich, ob er immer noch Englisch sprechen sollte. Meine Antwort, sofern ich genug Zeit zum Denken habe, soll es wirklich nur noch Schwedisch sein. So liefen wir sicher noch eine halbe Stunde weiter, schwedisch sprechend, was mich selbst sogar sehr überraschte. Allerdings muss mein Gegen¨ber schon sehr klar, langsam und deutlich sprechen, nur dann habe ich reelle Chancen auf eine Konversation.

Am Abend wurde ich wieder als Deutschlehrer aufgeboten, Gegenleistung Eisbecher. Nach erfolgreichem Studium widmeten wir uns dem ersten Championsleague-Match der Saison. Zur Freude aller Schweden spielt ein Schwedischer Verein mit, Malmö FF. Dies ist der Jugendverein von Zlatan Ibrahimovic, dem Inbegriff für Fussball hier. Unglücklicherweise spielten sie dann genau noch gegen Zlatan, was in den hiesigen Medien für einen grossen Rummel sorgte.
So vergehen hier die Abende wie die Glacekübel, die wir ab und zu vergessen, zurück ins Kühlfach zu stellen. Ich mag es so, es wirkt immer noch nicht wie die Schulzeit in Trogen, da wir mit Gleichgesinnten die ganze Zeit verbringen, mit denen man sonst nur an Wettkämpfen zu tun hatten. Das Wort Lagerleben fällt dementsprechend oft.

Nun sind wir wieder in der Schule, es ist Mittwochmorgen und der Grossteil dieses Artikels wurde während einer Französischlektion bei der lebenden Legende in Form eines Lehrers verfasst. Bo, alias Bosse. Da er auch Deutschlehrer ist, geniesst er es sichtlich, mit mir Deutsch zu sprechen und so Dinge zu erzählen, die sonst keiner im Klassenzimmer versteht.
Als ich ihn zum ersten Mal traf, erinnerte ich mich sofort an den Blog meines Vorgängers Sandro, der bei ihm Deutschlektionen besucht hat. Es sind sicher Lektionen, die zu den unterhaltsamen an der Schule zählen.
Mit Heute ist meine Woche dann auch schon gelaufen, da ich am Donnerstag an die Schwedischen OL-Meisterschaften in Stockholm reise. Wir haben es tatsächlich hingekriegt, mich startberechtigt zu machen!
Darum trainierten wir nochmals so richtig OL. Ein durchnässter aber umso schönerer Wald, reduzierte Karte und lange, schwierige Verbindungen brachten mich fast zum verzweifeln.
Ich brach das Training ab, um die anderen nicht noch länger warten zu lassen und hüpfte als letzter in den schon abfahrbereiten Bus. Warme Dusche, Kötbullar und eine Partie Fussball in der Turnhalle, passt.

Der erste Monat in Mora ist also vorbei. Ich bereute den Schritt keine Sekunde und bin dort angekommen, wo ich mir es schon immer vorgestellt habe, zu sein. Natürlich lege ich mich immer noch nicht fest, meinen Lebensweg unter Umständen hier nach dem Jahr fortzusetzen, ich will den Winter zuerst gesehen haben und schauen, wie es weitergeht.
Ein tiefgründiges und ausgeprägtes Fazit und ein grosser Rückblick auf die Startphase wird es dann schon mal noch geben ;-)

Für alle, die noch geglaubt haben, dass wir hier nur Fertigpizza und Chicken-Nuggets in der Studenten-WG in uns hineinbuttern, wenn das Mami mal nicht kontrolliert, was wir essen, hier der Gegenbeweis:
Hausgemachte Ofenkartoffeln, Kötbullar und ein toskanischer Salat. Alles gut gewürzt mit der Stentorpsgatan-Taco-Würzmischung, die hier zu jeder Mahlzeit dazugehört!




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