Donnerstag, 25. Februar 2016

Schwedischer Meister

Die Woche der Wochen ist da. Endlich passiert in Mora soviel aufregendes wie sonst das ganze Jahr zusammen nicht. Es ist "Vasaloppsvecka", wie Woche, an dem sich alles um das Langlaufen dreht; wirklich alles. Schon sehr lange sind die Vorbereitungen am laufen. Da ich als offizieller Helfer registriert bin, konnte ich mir ab Oktober meine Helfereinsätze in einem Online-Portal zurechtlegen und den ersten dann im Januar antreten. 

"Packning av deltgarpåsar" hiess die Mission, simpel schien die Aufgabe. Eine Kartontüte auffalten, ein Getränk, Rosinen, ein Schokoladeriegel, ein Früchteriegel, ein Blasenpflaster und eine komische Backware in immer exakt vorgegebener Anordnung hineinlegen und dann auf einen Tisch stellen. Dort wartete der nächste Helfer, kontrollierte die Anordnung und rollte die Tüte zusammen. Ein weiterer Helfer legte sie auf einen Wagen, der über 1200 Tüten fasste. Diese durften dann mit einem Stapler davongezogen werden (was unter uns Helfer äusserst populär war). 
Nach drei Abenden Tüten zurollen hatte ich schon ziemlich raue Arbeiterhände. Trotzdem fertigten wir so tausende Säcklein ab, die jeder Teilnehmer des Wasalaufs im Ziel ausgehändigt bekommt.
Am Schluss blieben sehr sehr viele dieser Produkte übrig. An diesen konnten wir uns bedienen und schnell hatten zwei Personen ein ganzes Auto gefüllt. Die Gebäcke und Früchteriegel türmen sich immer noch zuhause, die 200 Getränkeflaschen sind in einem Monat ausgetrunken worden.

Am Wochenende danach, wie schon angetönt, fanden die Schwedischen Meisterschaften nahe Mora in Älvdalen statt. Mir war zwar bewusst, dass ich mich in einer Topform befinde, trotzdem rechnete ich nicht damit, was in diesen tagen geschah. In den Vorwochen gewann ich regelmässig die Testrennen mit der Klasse und heimschte mir viel Lob von den Trainern ein.
Zieleinlauf als Sieger passiert
Nun stand ich aber auf der Startlinie, zusammen mit 30 anderen Athleten, aufgewärmt und vorbereitet für ein Mitteldistanzrennen. Schon bei der ersten Stadionpassage bemerkte ich, dass ich anscheinend sehr gut platziert bin. Der Speaker verwechselte mich nämlich mit einem favorisierten Teamkollegen.  Im Zieleinlauf konnte ich den Erfolg dann definitiv feiern und überquerte die Ziellinie jubelnd als Vierter! Unerwartet, absolut.
Das Glanzresultat begünstigte dann auch meine Selektion ins erste Staffelteam des Klubs für das morgige Rennen. Dort durfte ich wieder den Massenstart bestreiten, eine Wettkampfform die ich mag. Noch als erster aus dem Stadion gelaufen, als fünfter abgelöst. Nun, mein schon erwähnter Teamkollege Gustav hatte einen absoluten Toptag und brachte uns wieder in Führung.  Eine Führung, die wir auf unseren zweiten Runden nicht mehr verspielten.
So wurde der frischgebackene Schwedischer Meister, der eigentlich Schweizer ist, auch zum Sigerinterview beordert, welches er passabel meisterte. 
Ein absolut toller Tag!
Nervös im Interview
Podest
Zuschauerposten
Fachsimpeln mit dem Zielchef

Die Wochen nun im Winter vergehen sehr schnell und im ganzen Dorf wird an den Infrastrukturen gebaut fürs Volksfest. Schnee liegt knapp und immer wieder regnet es drein, dann schneit es wieder. Dank den Kunstschneereserven blieben aber immer weit über 100km Loipe in der Region in betrieb. 
Das Training ging weiter und auch die Verhandlungen über meine Zukunft in Mora. Diese ist immer noch äusserst unklar und wird dies auch noch einen Moment so bleiben.

Chic fürs Date
Ein weiteres Wochenende näherte sich, der Valentinstag dazu. Am Samstag war ich schlicht zu faul, um bis zur Loipe zu gehen, dazu war es eisig. Ich og mir die OL-Schuhe an und lief wieder einmal. Das erste Mal länger als eine Stunde seit gut 2 Monaten. Es war so schön im Wald, dass es gleich 17 Kilometer wurden, was dann doch ziemlich happig war. Meine Beine sagten auf ihre Weise Danke. Aus Jux fragte ich meine gute Freundin Elsa, was sie den vorhabe und dass wir doch zusammen Essen sollten, falls wir beide kein Date hätten. Gesagt, getan, so klang dieser Sonntagabend mit Riz Casimir und Glace aus.

Montag, Unihockeyabend. Korpen. Letztes Spiel. Entscheidungsspiel gegen eine Mannschaft, gegen die wir bislang nicht über ein 7:7 Unentschieden gekommen sind. Da unser "Klackledare", Neudeutsch der "Capo" selbst spielte, übernahm ich diese Aufgabe. Zudem sind Martin und ich Herr über alle Flaggen und Trommeln der Mannschaft, sodass sich dies gleich gut ergab. Obwohl die "Ramsor", die Fangesänge nicht alle sattelfest sassen, brachten wir eine adäquate Stimmung hin, was der Mannschaft aber nicht zum Sieg verhalf. Ausgeschieden im Achtelfinal.

Zum letzten Pos Örnsköldvik
Schon am Freitag ging es per Minibus zu viert 500km in den Norden, ein Katzensprung. Björn, Anna, Isabel und ich waren die Reiseteilnehmer und ich hatte die Ehre, mit dem gesprächigen Björn vorne zu sitzen und dann gleich auch noch das Zimmer zu teilen. Diese beiden Wettkämpfe liefen nicht ganz nach Mass und ich konnte meine Leistungen nicht wiederholen. Dafür traf ich per Zufall auf Anna, als ich gerade laufen gehen wollte. Anna ist eine der vielen Ausländerinnen im Verein, die in Mora lebten, schwedisch lernten und dann wieder nach Hause zogen. So, wie ich wohl auch werde. Trotzdem konnten wir uns gut auf Deutsch unterhalten, ist die junge Frau doch Österreicherin. Auf der Joggingtour durch die Kleinstadt Örnsköldvik passierten wir den Hauptsitz der Textilfirma "Fjällräven Kanken". Das sind die, die die Hipsterrucksäckli der 14-jährigen Mädchen in der Schweiz  herstellen, von denen keine weiss, was das wohl zu bedeuten hat. Der "Fjällräven" ist der Polarfuchs, falls du dich schon lange gewundert hast, was du da am Rucksack hast. Der Haupterwerbszweig dieser Gesellschaft ist übrigens der Verkauf von Ausrüstung für Scooterfahrer.
Am Abend war ich dank dem unbegrenzten Internet von Oskar, einem Kollegen eines anderen vereins, der in der gleichen Herberge logierte, live in die Hauptversammlung der OLG St. Gallen/Appenzell geschaltet. Hat Spass gemacht!

Schon heute Donnerstag flog ich wieder in die Schweiz. Die letzte Flugreise als Minderjähriger. Am Samstag reise ich weiter an die Junioren-WM in Obertilliach im Osttirol. 
Darüber möchte ich gerne ausführlich berichten, hoffe, ich habe Zeit! :)

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